‚Wir helfen Rech‘ – ein außergewöhnliches Aktionsbündnis der freiwilligen Feuerwehren aus Gerolzhofen, Schwebheim und Unterspiesheim

‚Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr‘: unter diesem Motto rücken die freiwilligen Feuerwehren zu ihren Einsätzen und Hilfeleistungen aus. Sie Retten, Löschen, Bergen und Schützen. Eine dieser Feuerwehren ist die Wehr der Ortschaft Rech in Rheinland-Pfalz.
Doch seit der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 hat sich für die Feuerwehr Rech sowie für die Bürger alles verändert.

Eine noch nie dagewesene Flutwelle nach Starkregenfällen riss alles mit sich, was sich auf dem Weg des Wassers befand. Menschenleben, das Hab und Gut vieler Einwohner sowie sämtliche Infrastruktur fielen dem Hochwasser zum Opfer. Auch das Recher Feuerwehrgerätehaus mit nahezu allen Gerätschaften und Ausrüstungsgegenständen zerstörte die Flut komplett.

Darauf wurde auch der Kreisbrandinspektor Alexander Bönig, der für den südlichen Landkreis Schweinfurt zuständig ist, aufmerksam. Er rief das Aktionsbündnis ‚Wir helfen Rech‘ ins Leben und nahm Kontakt mit dem örtlichen Bürgermeister und dem Wehrführer auf. Ziel war es, eine Spendenaktion umzusetzen, um die Einwohner und die Feuerwehr Rech finanziell zu unterstützen. Doch nicht nur mit Geldmitteln sollte den Menschen unter die Arme gegriffen werden, sondern auch seelisch. Die Recher sollten einen Abend lang Abstand von ihren Ängsten, Sorgen und Nöten nehmen können, um Kraft und Mut für den bevorstehenden Wiederaufbau ihrer Ortschaft zu sammeln. Die Führenden von Ort und Feuerwehr Rech zeigten sich sehr angetan von der Aktion und waren voller Vorfreude.

Unter der Leitung von KBI Bönig entstand so eine Planungsgruppe aus den Feuerwehren Gerolzhofen, Schwebheim und Unterspiesheim. Schon anfänglich machte sich bemerkbar, dass hier viele Synergien genutzt werden können. Eine bereits laufende Spendenaktion der FF Schwebheim nutzte man als Basis für das Projekt. Ein ‚Mutmacher-Fest‘ für die Bürger des Weinortes Rech soll die Übergabe der Spenden umrahmen.

Die Herausforderungen waren groß. Durch die fehlende Infrastruktur in der Ortschaft zeichnete sich schnell ab, dass alles für das Fest benötigte Material von den Feuerwehren in den Ort gebracht werden musste. Begonnen von den Speisen und Getränken samt Kühlanhänger über Biertischgarnituren, Zelte und Energieversorgung musste alles dorthin transportiert werden.
Die Bürger der Ortschaft sollten sich um nichts kümmern müssen.

Viele Firmen und Menschen aus dem Landkreis Schweinfurt unterstützten das Vorhaben bedingungslos. Einen Tag vor der Anreise belud man die Fahrzeuge mit dem vor Ort benötigten Material und bereitete sich auf die rund 350 Kilometer lange Fahrt vor. Am Samstag, den 18.09.2021 ging es nach einer kurzen Nacht um 03:00 Uhr morgens los. Zur Sicherheit führte die von der Feuerwehr Schwebheim betriebene Teststrecke am Sammelpunkt noch einen Schnelltest bei allen Teilnehmern durch, um die maximale Sicherheit aller zu gewährleisten.

Mit insgesamt sieben Fahrzeugen, zwei Kühlanhängern, einem Stromaggregat und jeweils einem PKW- sowie LKW-Anhänger bewegte sich die Kolonne Richtung Rech in Rheinland-Pfalz. Von der Feuerwehr Gerolzhofen waren sieben Feuerwehrler, der Mannschaftstransportwagen, das Tragkraftspritzenfahrzeug-Logistik sowie ein Anhänger dabei.

Bereits die Anfahrt durch die zerstörten Gebiete stimmte die Feuerwehrleute demütig. Das Ausmaß der Zerstörung selbst zu erleben, war außerordentlich unangenehm für alle Beteiligten.

Nach einer kurzen Verschnaufpause gingen die Feuerwehren trotz aller Eindrücke energiegeladen ans Werk. Den Fuhrpark und die Anhänger platzierten die Maschinisten sinnvoll auf einem zur Verfügung gestellten Schotterplatz. Zelte, Grill- und Getränkestationen bauten die drei Wehren Hand in Hand auf und verlegten die dazugehörige Stromversorgung. Für die Kinder aus der Ortschaft organisierte man eine Hüpfburg, Popcorn und Zuckerwatte sowie weitere Gelegenheiten und Spielzeuge für Spaß und Freude.

Da zu dieser Zeit in der Ortschaft, die maßgeblich vom Weinbau geprägt ist, das Weinfest stattfinden würde, war klar, dass dieses in die Feierlichkeiten integriert werden soll um das Heimatgefühl zu stärken. So war es ein Muss für die extra angereiste Feuerwehrkapelle des Altlandkreises Gerolzhofen, die amtierende und zukünftige Weinhoheit des Ortes mit fränkischem Liedgut zuhause abzuholen und zum Fest zu begleiten. Die Musikanten untermalten die ganzen Festlichkeiten mit bester Musik und Gesang und führten durch die Inthronisierung sowie die Spendenübergabe von fast 30.000 Euro und diversen Sachspenden für die örtliche Feuerwehr.

Das Fest verlief reibungslos. Die Freude und Dankbarkeit der Bewohner waren sichtlich zu spüren. Wir führten viele emotionale und gute Gespräche mit den Bürgern. Ausgelassen feierte man gemeinsam bis in die frühen Morgenstunden. Wir halfen da wo wir konnten und nahmen auch für uns viele Eindrücke und Worte mit, die einen schnell auf das Wesentliche im Leben besinnen lassen.

Nach einer weiteren kurzen Nacht, die Wir auf Feldbetten im Seminarraum eines örtlichen Hotels verbringen durften, ging es am Sonntag an den Rückbau. Routiniert verstaute man das mitgebrachte Material in den Fahrzeugen, bevor die Feuerwehren sich verabschiedeten und die Rückreise nach Unterfranken antraten.

Erschöpft, aber reich an positiven Erfahrungen erreichte die Marschkolonne die Heimat. Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten werden noch die kommenden Tage in Anspruch nehmen.

Am Ende bleibt ein Dankeschön auszurichten. Danke an jeden Einzelnen, der dieses Vorhaben unterstützt hat; an die freiwilligen Feuerwehren aus Gerolzhofen, Unterspiesheim und Schwebheim, die Feuerwehrkapelle des Altlandkreises Gerolzhofen, die Planungsgruppe, die Menschen, Firmen und Organisationen des Landkreises Schweinfurt für die Spenden sowie die Gastfreundschaft der Bürgerinnen und Bürger der Ortschaft Rech in Rheinland-Pfalz, die das Fest mit ihrer Anwesenheit zu dem machten, was es war. Wir kommen gerne wieder.

An dieser Stelle möchten Wir anmerken, dass das Spendenkonto weiterhin geöffnet ist. Sie können gerne noch mit Ihrer Spende helfen und den Wiederaufbau in der Ortschaft Rech, insbesondere den der freiwilligen Feuerwehr, unterstützen.

Spendenkonto:
Feuerwehr Schwebheim
DE16 7906 9010 0002 5705 48
BIC: GENODEF1ATE
Verwendungszweck: Wir helfen Rech
Bis 200,00 € gilt der Einzahlungsbeleg, bzw. der Kontoauszug als Spendennachweis, darüber kann auch eine Spendenquittung ausgestellt werden.

Wir verzichten auf umfangreiches Bildmaterial. Deswegen gibt es nur ein Bild von der malerischen Landschaft, die den Weinort Rech umgibt und hoffentlich bald auch talwärts wieder so schön ist, wie es sich die Recher wünschen.

 

(FFGEO/wahleran)